and isn't it a time to wonder...

Freitag, 19. November 2004

Eco und dumme Reporterin
Hab am Dienstag zufällig auf einem Plakat gesehen, dass Umberto Eco heute nachmittag in einer Buchhandlung Autogramme gibt, bevor er am Abend zu einer Lesung seines neuen Buches geht. Die Karten für die Lesung waren schon lange ausverkauft (und vor allem: mittlerweile muss man für Lesungen von 'Stars' auch schon bezahlen, früher war sowas immer umsonst). Aber die Signierstunde ist immerhin noch kostenlos. Und da mein Liebster seinen neuen Roman zu Weihnachten bekommt, wär das doch ne super Überraschung wenn da auch ein Autogramm drin ist.
Zu um 15:30 war das angesetzt. Gehst ein bißchen früher hin, werd ja sicher nicht die Einzige sein, dachte ich mir. Aber mit soviel Ansturm hätt ich ja nicht gerechnet, um kurz vor 3 war die Warteschlange durch den ganzen Laden hindurch bis raus auf die Straße. Wahnsinn. Aber ich war tapfer und hab mich hinten angestellt, mir die Zeit ein bißchen damit vertrieben endlich mal ins "Foucaultsche Pendel" reinzulesen, dass mir mein Liebster zum Geburtstag geschenkt hat.
Als es dann anfing, rückte die Schlange erstaunlich schnell vor. Hätte ich nicht gedacht, aber es war wirklich so dass der Eco nur ein Buch nach dem anderen signiert hat, die ihm von einem Buchladen-Mitarbeiter schon aufgeklappt hingelegt wurden. Man konnte also gar nicht mehr fragen ob er eine bestimmte Widmung eintragen kann. Ich hatte 4 Bücher mit zu signieren, und nach jedem Autogramm schaute der Eco kurz hoch und lächelte die Person an, deren Buch er gerade signiert hat. Als kleine Entschädigung dafür, dass er sich schon nicht mit jedem unterhalten konnte. Bei mir hat er dann mehrmals hochgeschaut, war schon irgendwie lustig. Als ich nach dem dritten Autogramm immer noch dastand sagte ich dann "Just one more." Und bedankte mich dann auch ganz artig mit "Grazie."

Danach schnappte mich dann eine Reporterin vom ORF, die da schon die ganze Zeit gefilmt hatten. Wahrscheinlich weil ich mit meinen 4 Büchern wie ein großer Fan aussah. Ich sagte ihr gleich dass das eh nur die Bücher von meinem Freund sind und ich noch keines gelesen habe. Naja, also eines der Bücher war zwar meines und ich hab auch noch ein zweites ("Name der Rose"), aber ich hab wirklich noch keines komplett gelesen. Sie fragte dann was das grad für ein Gefühl gewesen sei. Ich zuckte mit den Schultern und sagte "Nix besonderes." So leicht gab sie aber nicht auf und meinte: "Kein Kribbeln?" Ich verneinte immer noch, aber sie schien mir nicht zu glauben. Fragte weiter: "Aber er ist doch ein Star-Autor, Sie haben doch auch schon ein paar Bücher von ihm gelesen." Boah, also für diese Frage musste sie wirklich eins reingewürgt kriegen und ich sagte: "Nein, habe ich nicht, hab ich doch gerade gesagt." Da sind ihr aber wirklich die Gesichtszüge entglitten und sie hat sich dann noch nicht mal von mir verabschiedet. Aber mal ehrlich: wer mir am Anfang nicht zuhört, der muss später dafür bestraft werden, oder? Was ist dass denn für eine Reporterin, die nur ihre Fragen abspult und nicht darauf achtet, was ihr Gegenüber ihr erzählt? Na gut, sie war auch noch recht jung, aber dennoch. Und außerdem wollte ich eh nicht ins Fernsehen. Sah viel zu scheiße aus und außerdem soll die Unterschrift ja eine Überraschung sein für meinen Liebsten an Weihnachten. Kann ja nur hoffen, er liest vorher nicht mal wieder im Blog hier.

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